Problem-Interviews
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Im letzten Kapitel habt ihr euer Problem definiert und Problem-Hypothesen abgeleitet, die es jetzt zu testen gilt.
Als Startup bildet das von euch erkannte (und später validierte) Problem die Basis von allem Anderen. In den nächsten Schritten entwickelte ihr eine Lösung für das Problem und iteriert so lange, bis ihr eine gute Lösung für das von euch identifizierte Problem gefunden habt.
Aber das Problem bestimmt nicht nur euer Produkt, sondern auch wie ihr mit potentiellen Kunden kommuniziert, euren Vertrieb, euer Marketing und den Wert, den die Problemlösung schafft und so z.B. auch den Preis, den ihr für das Produkt verlangen könnt. Deshalb ist es enorm wichtig, dass ihr einem guten (und gut definiertem) Problem folgt, das es Wert ist gelöst zu werden.
Es ist immer schwer wenn man schon eine konkrete Lösungsidee im Kopf hat, noch einmal einen Schritt zurückzugehen zum Problem. Aber in einem Startup kommt immer an erster Stelle das Problem und an zweiter Stelle die Lösung. Besonders schwer wird es daher, wenn ihr mehr über eure Kunden und deren Probleme lernt und die anfangs angedachte Lösung nicht mehr passt. Haltet dann aber immer an dem Problem und euren Kunden fest und sucht Lösungen für deren Probleme; auch wenn das heißt, dass ihr das Produkt nicht so bauen oder verkaufen könnt, wie ihr anfangs gedacht habt. Sonst lauft ihr Gefahr eine Lösung zu haben, für die es keine Kunden gibt, die bereit sind es zu nutzen und erstrecht nicht dafür zu bezahlen (Dafür gibt es sogar einen Begriff: Solution-in-search-for-a-problem).
Als Startup ist es am wichtigsten mit (potentiellen) Nutzern zu sprechen. Wie schon beim Teil zu Lean Startup erklärt: Alles was ihr glaubt zu wissen, sind nur Hypothesen und um erfolgreich zu sein, müsst ihr die Hypothesen immer wieder validieren. Und das macht ihr am besten, indem ihr mit potentiellen Nutzern sprecht. Der frühe Kontakt mit Nutzern hilft euch nicht nur dabei, sie besser zu verstehen und das richtige Produkt zu entwickeln, sondern bietet euch auch eine Möglichkeit die ersten (später zahlenden) Kunden kennenzulernen und an euch zu binden.
Im folgenden findet ihr ein Video von Eric Migicovsky (ehemaliger Gründer des Smartwatch Startups "Pebble"), der auch erklärt, wie ihr mit Nutzern sprecht und ein User-Interview führt. Das Video ist in der Startup School 2019 vom Y-Combinator entstanden.
Der Y-Combinator ist ein Startup Unterstützer aus dem Silicon Valley und unterstützt in ihrem Programm Startups, damit sie in der Lage sind, größere Summen Risikokapital (Venture Capital) einzusammeln. Aus ihrem Programm sind unter anderem die Firmen Dropbox, Airbnb und Twitch hervorgegangen. Durch ihren Fokus auf skalierende Internetfirmen hat der Y-Combinator eine sehr starke Meinung dazu, wie junge Firmen auszusehen haben, um großes globales Wachstum erreichen zu können und in den USA Investoren anzusprechen. Obwohl die Videos unserer Meinung nach sehr gut sind, probiert sie in der Hinsicht ein bisschen entspannt zu betrachten: Ihr müsst das nicht alles so nachmachen und wenn ihr nicht alle Kriterien des Y-Combinators erfüllt, ist das vollkommen in Ordnung.
Alles klar soweit? Super, dann seid ihr jetzt an der Reihe:
Extra Aufgabe für alle die schon etwas weiter sind: Führt mindestens 3 User-Interviews zu dem von euch identifizierten Problem. Sucht euch Menschen, von denen ihr glaubt, dass sie das von euch identifizierte Problem haben, und versucht rauszufinden, was die Probleme der Person sind und wie sie die Probleme bisher zu lösen probierte. Probiert eure Interview-Partner dabei nicht zu stark zu beeinflussen und geht auch nach Möglichkeit nicht auf eure oder andere potentielle Lösungen ein. Eure Kunden liefern nur die Probleme, ihr liefert später die Lösungen und testet diese in den kommenden Wochen erneut in Interviews.