Tax & Legal Basics
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Damit ihr eine Leistung abrechnen und Rechnungen an eure Kunden schreiben könnt, müsst ihr offiziell ein Gewerbe betreiben. Diese formale Gründung ist zwar immer ein großer Schritt für die Startups, weil es eine gewisse Verbindlichkeit in Ideen und Teams bringt, sollte aber nicht zu stark dramatisiert werden. Seht es eher als eine nötige Formalität an, die ihr machen müsst, damit ihr ordnungsgemäß mit dem Finanzamt und deren Forderungen umgehen könnt. Euer Hauptfokus sollte in der Anfangszeit immer darauf liegen ein gutes Produkt bzw. eine gute Dienstleistung für den Kunden zu erbringen und diese kontinuierlich zu verbessern.
Es gibt in Deutschland viele verschiedene Rechtsformen für Unternehmen, wir konzentrieren uns hier der Einfachheit halber aber auf die wichtigsten für Startups mit Gewinnabsicht: Einzelunternehmen, Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), Unternehmergesellschaft (UG) und Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH).
Hinter den Links findet ihr auf dem Portal "Für Gründer" viele weitere Informationen zu den Gesellschaftsformen und auch mehr Informationen zum Gründungsprozess. Wir gehen hier und in den folgenden Kapitel nun einmal kurz durch die Basics, um euch einen Überblick zu geben:
Generell gibt es die Unterscheidung zwischen Personengesellschaft und Kapitalgesellschaft. Eine Personengesellschaft ist für einen einzelnen Gründer (Einzelunternehmen) oder einen Zusammenschluss aus mehreren Personen (GbR) geeignet. Der Gründungsprozess ist einfach: Ihr müsst lediglich zum Gewerbeamt eurer Stadt gehen gehen und euch als Gewerbe anmelden. Das kostet z.B. in Kiel bei einem Einzelunternehmen 25€. Ab dem Zeitpunkt der Anmeldung dürft ihr als Unternehmen auftreten und Rechnungen schreiben. Ein Einzelunternehmen trägt euren persönlichen Namen als Unternehmensnamen, eine GbR die persönlichen Namen der Gesellschafter (z.B. "Mustermann & Musterfrau GbR"). Optional kann bei der GbR zwischen den Gesellschaftern noch ein GbR-Gesellschafter-Vertrag geschlossen werden.
Eine Personengesellschaft eignet sich gut, um schnell zu starten und Dienstleistungen abzurechnen, z.B. Programmiertätigkeiten oder aber auch um Produkte zu verkaufen. Die Unternehmen sind immer an die Inhaber/Gesellschafter geknüpft, Gewinne fließen am Ende des Jahres den Gesellschaftern zu und müssen von diesen auch in den eigenen Steuererklärungen angegeben werden. Gesellschafter von Personengesellschaften haften immer persönlich und unbeschränkt mit ihrem Privatvermögen.
Personengesellschaften, die weniger als 22.000€ pro Jahr umsetzen, können auch die Kleinunternehmerregelung in Anspruch nehmen, die ihnen ermöglicht, keine Umsatzsteuer ausweisen zu müssen und so den bürokratischen Aufwand in der Anfangsphase weiter zu reduzieren.
Bei Kapitalgesellschaften haftet ihr (sofern ihr als Geschäftsführer keine komplett fahrlässigen Fehler macht) nur mit dem Vermögen der Gesellschaft und nicht privat. Auch eigenen sich diese Rechtsformen besser, wenn ihr über die Jahre einen Firmenwert aufbauen wollt, der unabhängig von den Gesellschaftern ist und so z.B. für Risikokapitalgeber/Investoren interessant ist. Der Grüdungsaufwand ist aber auch um ein vielfaches höher. Die beliebteste Form in Deutschland, die GmbH, benötigt ein Stammkapital von 25.000€, das mindestens zur Hälfte bei der Gründung eingezahlt werden muss. Der Gründungsprozess ist sehr zeitaufwendig (mehrere Wochen) und muss notariell beglaubigt werden, was neben der Eintragung ins Handelsregister den Großteil der Gründungskosten ausmacht.
Die UG kann als kleine Schwester der GmbH gesehen werden und kommt mit theoretisch nur 1€ Stammkapital aus. Ihr solltet aber natürlich mehr einzahlen, da ihr sonst schon bereits durch die Gründungskosten insolvent seid. Die UG aber sonst die gleichen Vorteile wie die GmbH. Ziel einer UG ist es laut Definition, diese irgendwann in eine GmbH umzuwandeln, wenn genug Geld angespart wurde. Gründungsaufwand -ablauf, und -kosten sind nahezu identisch wie bei einer GmbH.
Einen detaillierteren Überblick über die Rechtsformen erhaltet ihr bei "Für Gründer".
Information zu Haftung: Die Deutschen sind bekannt für ihre Risikoaversität und der erste Impuls der meisten Gründer:innen ist es, persönliche Haftung komplett zu vermeiden und gleich eine Kapitalgesellschaft zu gründen. Probiert das Risiko wirklich rational abzuwägen. Bei den meisten Startups ist das Risiko, dass sie für größere Summen haften müssen, doch sehr gering und daher auch durchaus gut mit einer Personengesellschaft zu starten oder sie sogar auch längerfristig in Betracht zu ziehen.
Wichtig: Für viele Startup-Unterstützungsprogramme in einer frühen Phase darf man noch nicht gegründet haben. Zum Beispiel fürs Grüdungsstipendium Schleswig-Holstein oder Exist. Eine GbR lässt sich dort meistens noch rechtfertigen mit dem Zweck sich zu einer zukünftigen Firmengründung zusammengeschlossen zu habe. Gründet man schon vorher eine Kapitalgesellschaft, disqualifiziert man sich für diese Fördermaßnahmen.
Hier noch Beispiele von Startups aus der Starterktichen:
stackOcean: In einem Vierer-Team gestartet hatten sich die Jungs erstmal auf die Entwicklung des Produkts fokussiert. Als sie die ersten Kunden für kleinere hundert-Euro-Beträge hatten, hatte einer der Gründer unkompliziert ein Einzelunternehmen gegründet, um diese Umsätze schon einmal abrechnen zu können. Da das Team gerade im Bewerbungsprozess auf das Gründungsstipendium des Landes Schleswig-Holstein war, durfte es auch noch keine Kapitalgesellschaft gründen. Als sie den Zuschuss zu dem Gründungsstipendium bekommen haben, haben sie im kommenden Monat eine GmbH mit einer Stammeinlage von 12.500€ gegründet.
Spielköpfe: Das drei-Frauen-Team aus der Starterkitchen produziert und verkauft gendergerechte Kartenspiele. Für die Produktion und den Verkauf der ersten Kartenspiele gründeten sie eine GbR, rechnen die Produktion und die Verkäufe darüber ab und teilen die Gewinne aus den Verkäufen Ende des Jahres untereinander auf.
Aufgabe 2: Verschafft euch einen Überblick über mögliche Rechtsformen.
Aufgabe 3: Überlegt, welche Rechtsform euer Unternehmen haben soll / haben könnte. Ihr müsst euch hier noch nicht festlegen, solltet jedoch begründen können wieso ihr diese Rechtsform wählen würdet.
Notion: Organsiert im Team eure Learnings, Kontakte, Aufgaben, etc.