MVP

Baue dein erstes MVP

Ihr könnt so viel Planen wie ihr wollt, die Realität sieht immer anders aus und Kunden gehen immer anders mit den Produkten um, als ihr es erwartet. Deshalb ist es so wichtig so schnell wie möglich den Kunden eine Version des Produkts in die Hand zu geben und schauen, wie sie damit umgehen und herauszufinden ob es das Problem löst. Dass das Produkt später anders aussehen kann und noch nicht perfekt ist steht dabei außer Frage. Ein Sprichwort in der Startup Szene ist sogar: "Wenn du dich nicht für die erste Version deines Produkts schämst, dann hast du zu lange mit der Veröffentlichung gewartet".

Viele Startups möchten gerne auf die große Veröffentlichung, den "Launch", ihres Produkts hinarbeiten, bei dem sie ihr Produkt das erste mal der Öffentlichkeit zugänglich machen und sich dann alle Kunden auf sie stürzen. Dies ist aber leider nur eine Illusion und die traurige Wahrheit ist, dass bei diesem Ansatz nichts passiert bei der Veröffentlichung und die Kunden sich nicht auf einmal für einen interessieren, nur weil man ein Produkt anbietet. Und zudem weiß man bis zu dem Punkt wo der erste Kunden das Produkt nutzt nicht, ob es überhaupt das Problem löst und ob sich die ganze Arbeit gelohnt hat.

Wir gehen einen anderen Weg: Startet schnell mit einer ersten Version und veröffentlicht regelmäßig bessere Versionen von eurem Produkt oder euer Dienstleistung. Lernt mit jedem Kunden dazu. Euer Produkt / eure Leistung wird immer besser und Schritt für Schritt erfahren immer mehr (potentielle) Kunden von euch.

Ein MVP (Minimum Viable Product) ist dabei der erste Schritt. Es ist eine stark abgespeckte Version des fertigen Produkts, dass ihr in eurem Kopf habt und soll euch helfen, früh zu wissen, ob euer Ansatz der richtige ist und euch die Möglichkeit geben, nach und nach mit euren Herausforderungen zu wachsen. Das MVP ist dabei schon ein fertiges Produkt mit dem ihr an den Markt geht. Es ist kein Design Prototyp oder eine Projektskizze, sondern schafft schon einen Wert für die Kunden, die im Idealfall sogar auch schon dafür bezahlen. Ein MVP entwickelt man nicht in mehreren Monaten oder Jahren, sondern je nach Gestaltung der Lösung in nur wenigen Stunden, Tagen oder Wochen. Deswegen müsst ihr euch wirklich auf den elementaren Wert eures Produkts fokussieren, den ihr vermitteln und mit dem MVP testen möchtet. Nehmt dafür die kritischen Hypothesen aus der letzten Woche als Grundlage und schaut, wie ihr möglichst einfach den Kunden einen Wert generieren und eure Lösung testen könnt.

Das MVP soll kein Prototyp sein, der einen Teil der Idee zeigt und wie diese Aussehen soll, sondern bereits das Problem eurer Kunden lösen. Das heisst fokussiert euch nicht zu stark darauf, wie eure Website, eure App oder euer Produkt genau aussehen soll und welche Funktionen dieses hat; sondern schaut, wie ihr dem Kunden sein Problem lösen könnt und ihm einen Wert generieren könnt, für den er/sie ggf. sogar bereit ist Geld zu bezahlen.

Hier drei Beispiele für MVPs:

  • Stujo.net:

    • Problem: Jobs für Studenten sind schwer zu finden und bisherige Plattformen unübersichtlich.

    • Idee: Die studentische Jobplattform StuJo stellt eine Job-Plattform, ähnlich wie StepStone, bereit, bei der auf einer Website Unternehmen Jobs einstellen und Studenten sich auf diese Jobs bewerben können.

    • MVP: Eine Facebook-Gruppe auf der die Gründer von Stujo Jobs für Studenten, die auf anderen Jobplattformen oder Unternehmenswebseiten veröffentlicht wurden, posten. Für die ersten Nutzer haben sie alle ihre Freunde zu der Gruppe eingeladen und diese gebeten, auch ihre restlichen Freunde einzuladen. So hat sich schnell eine Nutzerbasis mit mehreren tausend Studenten gebildet und es konnte getestet werden, was den Studenten gefällt und mit ihnen ins Gespräch gegangen werden, um die Anforderungen für die eigene Plattform zu bestimmen.

  • chatShopper:

    • Problem: Online-Shopping ist nicht mobil optimiert und es ist schwer auf dem Smartphones das perfekte Produkt zu finden.

    • Idee: Eine Chat-App, in der man einfach schreiben kann, was man haben möchte und sofort von einem Experten passende Produktvorschläge bekommt, die man über die chatShopper kaufen kann.

    • MVP: Eine Whatsapp-Nummer und Landingpage, die bewirbt, dass man nur an diese Nummer seinen Produktwunsch schreibt und sofort Vorschläge bekommt. Kommt eine Anfrage rein, suchen die Gründer schnell ein passendes Produkt bei Zalando, Otto, Amazon, o.ä. raus und schicken dem Kunden den Link. Die Gründer kamen so enorm schnell in Kontakt mit den Kunden, haben gelernt dass der Ansatz die Kunden anspricht, was für Produkte gesucht werden und wo die Schwierigkeiten in dem Prozess liegen.

  • Zappos (gegründet 1999):

    • Problem: Das perfekte Paar Schuhe zu finden ist schwer - und es geht nur im Einkaufszentrum.

    • Idee: Eine Website auf der man selbstständig durch Schuhe stöbern und diese online kaufen kann.

    • MVP: Der Gründer Nick Swinmurn ging in sein lokales Einkaufszentrum und fotografierte die Schuhe aus dem Schuhregal ab und stellte diese Fotos auf seine Website. Immer wenn ein Kunde sich für eines der Produkte interessierte und eine Bestellung platzierte, fuhr Nick ins Einkaufszentrum, kaufte den Schuh, verpackte ihn und schickte ihn dem Kunden.

Ihr müsst beim Bauen des MVPs nicht das Rad neu erfinden, sondern greift so viel es geht auf bestehende Tools zurück und scheut auch nicht vor manueller Arbeit und packt selbst mit an.

Um euch noch ein Beispiel für einen Startup Weg aufzuzeigen, schaut euch einmal den ersten Teil (die ersten 15 Minuten) dieses Videos an, bei dem der Gründer des Liefer-Startups Doordash erklärt, wie die ersten Monate in seinem Startup abliefen:

Ihr seht, dass man schon mit etwas sehr simplen starten kann, um den Stein ins Rollen zu bringen. Von dem Punkt aus verbessert ihr dann immer weiter euer Produkt.

Michael Seibel, Gründer der Video-Plattform Twitch und CEO des Y-Combinators, hat hier in einem Video seine Erfahrungen zum Erstellen eines MVP sehr gut zusammengefasst und gibt euch alles notwendige Wissen über MVPs mit auf den Weg:

Jetzt seid ihr an der Reihe. Wir haben hier ein wirklich ambitioniertes Ziel, dass ihr kommende Woche schon eine erste Version eures Produkts habt. Probiert wirklich möglichst simpel zu denken und zu schauen, wie ihr Kunden eure Leistung anbieten könnt, ohne dafür zu viel selber zu bauen.

Aufgabe 1: Startet mit eurem MVP. Was ist euer elementares Wertversprechen? Wie könnt ihr dies schnell testen und euren Kunden ein Produkt anbieten?

Aufgabe 2: Stellt euer MVP mindestens 2 Personen/Unternehmen vor und holt euch Feedback.

Für die Leistung eures MVPS solltet ihr idealer Weise direkt Geld verlangen. Dies ist keine Pflicht, hat aber einige Vorteile:

  • Ihr lernt sofort, ob eure Kunden bereit sind für eure Leistung Geld auszugeben. Es ist immer etwas anderes, ob Menschen z.B. in einer Umfrage sagen, dass sie für eure Leistung 50€ bezahlen würden, oder ob sie euch wirklich 50€ in die Hand geben. Oftmals wollen sie euch in einer Umfrage einfach nicht enttäuschen und sagen deshalb das, was ihr hören wollt

  • Ihr bekommt ehrliches Feedback: Wenn ihr eure Leistung kostenlos anbietet sind eure Kunden immer dankbar, dass ihr etwas für sie macht und verschweigen meistens die Kritikpunkte, um euch kein schlechtes Gefühl zu geben. Wenn die Kunden aber beispielsweise 3.000€ für eine Leistung bezahlt haben und mit einigen Punkten nicht zufrieden waren oder glauben, dass die Leistungen das Geld nicht wert waren, dann werdet ihr das von Ihnen erfahren.

  • Mit kostenloser Leistung macht ihr euer zukünftiges Geschäftsmodell kaputt. Wenn ihr eure Leistung am Anfang kostenlos oder stark reduziert rausgebt sind eure Kunden später ggf. nicht mehr bereit für die gleiche Leistung Geld zu bezahlen, weil sie es ja vorher deutlich günstiger (oder sogar kostenlos) bekommen haben.

Nützliche Tools 📲

  • Canva: Erstellt ganz einfach und kostenlos ansprechende Designs. Egal ob Logo, Social Media Post oder Flyer.

  • Wix: Webseiten erstellen ohne Programmierung. Auch für Online-Shops möglich. Ab 5€ pro Monat.

  • GlideApps: Erstelle Apps ohne Programmierung mit Daten aus Google Spreadsheets. Grundfunktionen kostenlos.

  • Und viele weitere Tools findest du hier.

Aufgaben für dieses Kaptitel 💪

Weekly Report Vorlage

Seid ihr bereits mit eurem Produkt am Markt? Wenn nein, was hindert euch daran?
[Eure Antwort]
Was habt ihr diese Woche unternommen, um euer Startup voranzubringen?
[Eure Antwort]
Was sind eure 1-3 Ziele für die kommende Woche?
[Eure Antwort]
Habt ihr derzeit Schwierigkeiten, die euch am Fortschritt hindern?
[Eure Antwort]
Habt ihr Fragen an die Mentoren?
[Eure Antwort]
Mit wie vielen Menschen habt ihr diese Woche User-Interviews geführt / euch Feedback eingeholt?
[Eure Antwort]
Was sind die Ergebnisse/Erkenntnisse aus euren User-Interviews?
[Eure Antwort]

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