Verantwortungseigentum

Purpose Economy

Verantwortungseigentum bedeutet, dass das Eigentum eines Unternehmens so strukturiert ist, dass Kontrolle und Gewinne nur in begrenztem Umfang übertragen oder verkauft werden können. Die Idee ist, dass das Unternehmen unabhängig und seinem ursprünglichen Zweck treu bleibt, anstatt den Interessen externer Kapitalgeber verpflichtet zu sein.

Kernelemente von Verantwortungseigentum

  1. Selbstverantwortung und langfristige Ausrichtung: Die Kontrolle liegt in den Händen von Personen oder Gremien, die dem Unternehmenszweck verpflichtet sind. Die Gewinne werden entweder reinvestiert oder für gemeinnützige Zwecke verwendet, anstatt ausgeschüttet zu werden.

  2. Entkopplung von Kontrolle und Kapital: Eigentumsanteile können nicht beliebig veräußert werden, und eine Übernahme durch Dritte wird erschwert. Anteile, die verkauft werden, unterliegen oft Rückkaufoptionen oder anderen Beschränkungen.

  3. Gewinn als Mittel, nicht als Zweck: Überschüsse werden reinvestiert oder für die Mission des Unternehmens genutzt, anstatt die Rendite für externe Investoren zu maximieren.

Für welche Teams ist das sinnvoll?

  1. Mission-Driven Startups: Für Teams, deren Hauptziel die Lösung sozialer oder ökologischer Herausforderungen ist und die den Unternehmenszweck als unantastbar ansehen, eignet sich Verantwortungseigentum besonders gut.

  2. Langfristig orientierte Gründer*innen: Startups, die an einer nachhaltigen Entwicklung interessiert sind und keinen schnellen Exit anstreben, finden hier eine geeignete Struktur, um ihr Unternehmen zu stabilisieren.

  3. Teams mit Community-Fokus: Unternehmen, die ihre Nutzer oder Kunden stark in die Entwicklung einbinden oder in einem kollaborativen Umfeld arbeiten, profitieren von diesem Modell. Es stärkt Vertrauen und Bindung, da die Entscheidungsgewalt nicht von kurzfristigen Renditezielen getrieben ist.

  4. Familienunternehmen oder Unternehmen in Nachfolgesituationen: Wenn es um die Sicherung eines Lebenswerks oder den Erhalt des Unternehmenszwecks für künftige Generationen geht, ist Verantwortungseigentum eine sinnvolle Option.

  5. Impact-Initiativen und Sozialunternehmen: Unternehmen, die explizit für das Gemeinwohl arbeiten und weniger an rein wirtschaftlichem Erfolg interessiert sind, können durch Verantwortungseigentum ihre Vision schützen und ihre Wirkung erhöhen.

Vorteile und Herausforderungen

Das Modell bietet Vorteile wie stärkere Unabhängigkeit, höhere Motivation im Team durch einen klaren Zweck und weniger Druck von externen Investoren. Eine Herausforderung kann jedoch die Kapitalbeschaffung sein, da einige traditionelle Investoren auf Renditen und Exit-Optionen Wert legen, was durch Verantwortungseigentum eingeschränkt wird.

Beispiele

Finanzierung in Verantwortungseigentum

Startups in Verantwortungseigentum haben besondere Finanzierungsbedürfnisse, da klassische Exit-Strategien wie Börsengang oder Unternehmensverkauf oft nicht infrage kommen. Hier sind einige Finanzierungsansätze, die gut zu diesem Modell passen:

  1. Impact-Investoren: Diese Investoren legen Wert auf langfristige, nachhaltige Investments und möchten Unternehmen unterstützen, die ihre Gewinne reinvestieren oder sozial-ökologische Ziele verfolgen. Beispiele sind Stiftungen, Family Offices und spezialisierte Fonds.

  2. Stille Beteiligungen und partiarische Darlehen: Bei diesen Finanzierungsformen werden Investoren nicht zu Eigentümern, sondern profitieren lediglich vom Unternehmenserfolg. Sie erhalten einen Anteil am Gewinn, ohne Einfluss auf die Unternehmensführung.

  3. Genossenschaften und Community-Finanzierung: Durch Crowdfunding oder Mitgliederbeiträge kann die Gemeinschaft in das Startup investieren und von den Erfolgen profitieren. Dies stärkt die Unabhängigkeit und kann zur Bindung und Loyalität beitragen.

  4. Fremdkapitalfinanzierung: Klassische Bankdarlehen oder spezielle Programme wie Nachrangdarlehen und Förderkredite (z.B. von der KfW) sind Möglichkeiten, um Kapital ohne Eigentumsübertragungen aufzunehmen. Auch regionale Förderbanken bieten passende Programme an.

  5. Umwandlung in gemeinnützige Stiftungen oder ähnliche Modelle: In diesem Modell wird das Unternehmen teils durch eine Stiftung gehalten, die bei Bedarf Fördermittel oder zinsgünstige Kredite erhält. Die Stiftung kann langfristig Kapital beschaffen und setzt dabei einen Fokus auf die Verwirklichung der sozialen Mission.

  6. Rückkaufbare Anteile: Hier wird Kapital durch Investoren eingebracht, die Anteile halten, bis eine vorher definierte Rendite oder Amortisation erreicht ist. Danach werden die Anteile vom Unternehmen zurückgekauft.

Diese Optionen erlauben es Startups in Verantwortungseigentum, Kapital zu gewinnen, ohne die Unabhängigkeit und den Zweck ihres Unternehmens aufzugeben.

https://purpose-economy.org/de/investment/

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